Seit jeher hat die Aiguille Verte einen besonderen Nimbus in Bergsteigerkreisen, gilt sie doch als schwierigster unter den großen 4000er-Gipfeln der Alpen!
Natürlich war sie auch von uns ein lange gehegtes Gipfelziel, das wir nicht zuletzt auf Grund des mehrjährig geschlossenen Refuge Couvercle (Renovierung) immer wieder aufgeschoben hatten. Vergangenen Sommer wollten wir dem Vorhaben früh in der Saison eine ganze Woche widmen, wissend, dass wir uns gut vorbereiten und den Zustieg und die Bedingungen am Berg kennen sollten. Wir hatten den Moine-Grat im Visier, da alle anderen gängigen Routen nur noch bei guten Eisbedingungen im Winterhalbjahr begehbar sind.
Mit der stabilen Schönwetterperiode, die an jenem Tag ihren Höhepunkt erreichen sollte, war der Rahmen gesetzt, der Zustieg zum Bergschrund am Moine-Grat erkundet und das Frühstück um Mitternacht bestellt. Jetzt galt es also – und nun lernten wir warum die Verte zurecht den Ruf als einer der anspruchsvollsten Alpenberge genießt:
Weckzeit Mitternacht, Start um 1Uhr, zwei Stunden steiler Zustieg zum Bergschrund (Steileis, heikel, Firnbrücken zum Glück gefroren), abschüssiges und schwieriges Klettern im Gletscherschliff mit wenig Sicherungsmöglichkeiten und schlechten Reepschnur-Schlingen (ständig bröseln Steine herunter); schwierige Orientierung im steilen Plattengelände hinauf zur großen Rinne. Mit Katzenpfoten die bröselige Rinne hinauf, Frühstücksplatz, Klettern über steile Gratzacken zum ersten Firnfeld. Nun beginnt das schier endlose Mixedgelände, das stundenlang über Firnrinnen und Felsrippen den Grat hinaufführt bis sich dieser irgendwann soweit verjüngt, dass man nur noch eine Granitschuppe in der Hand hat (sehr exponierte Traverse); danach echt schwere Kletterstellen (das soll noch III sein?!), dann lässt sich schließlich die Firnhaube blicken. Eine ganz schmale Firnspur leitet die letzten 50hm die Gipfelkalotte herauf. Puuhhh, endlich durchschnaufen, 10Uhr, wir sind oben – und das bei diesem Wetter – Stille!
Leider vergeht die Stunde am Gipfel mit Fotografieren, Essen, Kräfte sammeln viel zu schnell. Der Abstieg wird ebenso lange dauern und im aufgeweichten Firn noch mehr Vorsicht erfordern, unzählige Male werden wir abseilen oder abklettern, bis am späten Nachmittag endlich der Bergschrund erreicht ist. Noch eineinhalb Stunden, dann können wir uns auf der Hüttenterrasse in die Arme fallen – nach 17 Stunden Gehzeit haben wir es tatsächlich geschafft und der Wirt hat sogar mit dem Abendessen auf uns gewartet :-)
Schon dieser einfachste Weg auf die Verte hat uns alles abverlangt und ist durchweg ziemlich anspruchsvoll, dennoch hat es sich gelohnt wenigstens einmal dieses Unterfangen auf sich zu nehmen. Und wenn überhaupt, werde ich sicher nicht nochmal bei solch perfekter Fernsicht am Gipfel stehen..
..So darf ich mit dem Gipfelpanorama der Verte nun mein Meisterstück für AP liefern und einen weiteren weißen Fleck auf der Panorama-Landkarte schließen!
Ein zweites Bild mit mehr Brennweite folgt in Kürze ;-)
Sony RX100 III mit 9mm (24mm)
F4, 1/320 sek.
Jochen App, Hans-Jürgen Bayer, Michael Bodenstedt, Alvise Bonaldo, Peter Brandt, Jörg Braukmann, Günter Diez, Johannes Ha, Manfred Hainz, Fredy Haubenschmid, Matthias Knapp, Martin Kraus, Thomas Ludwig, Wilfried Malz, Matthias Matthey, Werner Maurer, Gianluca Moroni, Niels Müller-Warmuth, Danko Rihter, Patrick Runggaldier, Thomas Satzger, Bruno Schlenker, Adri Schmidt, Christoph Seger, Björn Sothmann, Andreas Starick, Jens Vischer, Benjamin Vogel, Alexander Von Mackensen, Gerald Wetzel
|
|
Kommentare
Faszinierende Eindrücke mit obendrein überaus fesselnd beschriebener Tour.
Durch dein Panorama weiss ich jetzt endlich welchen Ausblick man dort oben hat. Chapeau zu euerer Leistung!
Lieber Gruss Bruno.
Kommentar schreiben